Vor rund 25 Jahren hat der Nasdaq-Index Rekordhöhen erreicht – und wer hochsteigt, der kann tief fallen. Doch rückblickend hat die sogenannte Dotcom-Blase für eine nachhaltige Reinigung gesorgt. Viele Unternehmen sind gescheitert, aus den Trümmern jedoch die wertvollsten Unternehmen der Welt entstanden. Könnte sich die Geschichte mit Blick auf die KI-Titel wiederholen?
Dotcom und KI: Wiederholt sich die Geschichte?
Nachdem viele Unternehmen im Zuge der Dotcom-Blase von der Bildschirmoberfläche verschwanden, blieben die Milliarden-Investitionen aber bestehen. Denn durch die Unsummen, die in den Jahren zuvor in die Branche gesteckt worden sind, entstanden reale Infrastrukturen – so unter anderem Rechenzentren, Glasfaserkabel oder auch neue Technologie, die heute sehr wohl das digitale Fundament darstellen. Die Erben einer gescheiterten Ära sind zudem heute die wertvollsten Unternehmen der Welt: Amazon, Microsoft, Apple, Meta und Google.
Seit geraumer Zeit dominiert die Künstliche Intelligenz – KI – die Schlagzeilen. Zudem wird die KI immer spürbarer. Vor Jahren war die KI vorwiegend im Bereich Gaming beheimatet, nun wird sie unter anderem auch in Internet Casinos für Deutsche eingesetzt, damit hier individuelle Angebote geschaffen werden können. Zudem meldet die KI auch, sofern sie feststellen, das Spielverhalten hat sich geändert. Wer heute mit dem Kundendienst Kontakt aufnimmt, auch abseits vom Online Casino, etwa im Zuge einer Bestellung im Online Shop, unterhält sich ebenfalls im Vorfeld mit dem Chat-Bot.
Die KI hat es auch an die Börse geschafft. OpenAI, Alphabet oder Nvidia sind derzeit mit dreistelligen Milliardenbeträgen bewertet. Geht es um die Finanzierung leistungsfähiger Rechenzentren und KI-Chips, beginnen sich die Investoren gegenseitig zu überbieten. Sind das bereits die ersten Vorboten einer immer größer werdenden Blase, die dann platzt, oder der Anfang einer neuen Ära? Fakt ist: Nicht immer muss eine Spekulationswelle schlecht sein – heute sind die Glasfasernetze, die rund um die Jahrtausendwende verlegt worden sind, das Rückgrat des Internets in Europa. Auch heute werden Milliarden in die KI-Infrastruktur gepumpt, sodass hier durchaus eine nachhaltige Infrastruktur entstehen kann, auf der weiter aufgebaut wird.
Wenn Unternehmen ihrer Zeit voraus sind
Viele geplatzte Blasen haben die Grundsteine für spätere Erfolge gelegt. Ein weiteres Beispiel mag General Magic sein. Im Jahr 1994 wurde ein Gerät entwickelt, das dem Smartphone von heute durchaus ähnlich ist: Touchscreen-Bedienung, digitale Inhalte und KI-Agent für alltägliche Aufgaben. Jedoch war damals die Zeit nicht reif für ein Gerät mit diesen Möglichkeiten. Denn die Speicher waren teuer, das Mobilfunknetz analog und das Internet noch nicht massentauglich. Im Jahr 2002 ging General Magic bankrott, die Mitarbeiter haben jedoch Technologie-Geschichte geschrieben, als sie dann bei Apple maßgeblich an der Entwicklung des iPod beteiligt waren. Auch die ersten iPhones wurden in Zusammenarbeit mit den ehemaligen Mitarbeitern von General Magic geschaffen. Auch bei Android hat ein Mitarbeiter von General Magic die Finger im Spiel.
Tatsächlich gibt es gute und schlechte Blasen. Während bei schlechten Blasen mit bzw. auf Objekte ohne produktiven Wert spekuliert wird – das können überteuerte Immobilien oder etwa Sammelkarten sein -, fördern gute Blasen revolutionäre Technologien, sodass es zur Schaffung langfristiger Werte kommt. Tatsächlich baut sich mit Blick auf die KI eine Blase auf, jedoch eine gute Blase, weil hier nachhaltig aufgebaut wird.
KI sorgt für nachhaltige Veränderungen
Schon jetzt sind durch die KI-Investitionen messbare Ergebnisse zu sehen. KI-Systeme können Codes schreiben, die Such-Algorithmen sind wesentlich intelligenter als noch vor ein paar Jahren und es gibt die ersten KI-Agenten, die komplexe Aufgaben übernehmen. Beispielsweise die Terminplanung oder die Flugbuchung.
Tesla plant bereits vollautonome Robotertaxis, die dann ohne Lenkrad und Pedale auskommen sollen. Dabei setzt man auf die KI, die mit Kameras und neuronalen Netzen arbeitet. Man könnte meinen, wie der Mensch: Augen und Gehirn. Da man bei Tesla auf teure LiDAR-Sensoren verzichtet, wird die Technologie nicht nur günstiger, sondern auch skalierbarer. Was vor ein paar Jahren noch reine Fiktion war, könnte durch die KI demnächst zur Realität werden.
Viele KI-Unternehmen werden wieder verschwinden
Tesla wird sich halten, viele andere Unternehmen jedoch nicht. Es ist jetzt schon absehbar, dass ein Großteil der KI-Unternehmen in den nächsten Jahren von der Bildschirmoberfläche verschwinden wird. Doch auch wenn sie scheitern, sind ihre Ideen sowie Technologien oft Grundlagen für neue Märkte und Arbeitsplätze. So wie es bei General Magic war, als die Vision des ersten Smartphones zu früh präsentiert wurde und nach der Pleite dann die Mitarbeiter ihre Ideen bei anderen Unternehmen verwirklichen konnten.
Die ersten Anzeichen, dass die Gesamtinvestitionen zu Produktivitätssteigerungen führen, sind erkennbar. So werden durch KI-Systeme Routineaufgaben automatisiert, es kommt zu beschleunigten Entwicklungsprozessen und es entstehen neue Geschäftsmodelle. Man kann die Sache auch mit Blick auf die Zugfahrt sehen: Die Elektrifizierung löste die Dampfkraft ab, so könnte die KI dann auch für fundamentale Veränderungen sorgen.