Margot Friedländer, geboren am 5. November 1921 in Berlin, verstarb am 9. Mai 2025 im Alter von 103 Jahren. Sie war eine der letzten lebenden Überlebenden des Holocaust, eine leidenschaftliche Zeitzeugin und eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Lebenswerk Menschen in Deutschland und weltweit berührt hat. In diesem Artikel beleuchten wir ihr Leben, ihre Mission und ihr bleibendes Vermächtnis.
Kindheit in Berlin
Margot Friedländer wurde als Margot Bendheim in eine bürgerliche jüdische Familie geboren. Sie wuchs mit ihrem Bruder Ralph in Berlin-Kreuzberg auf. Ihre Kindheit war zunächst unbeschwert, doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 änderte sich das Leben der Familie dramatisch. Diskriminierungen, Verbote und Angst bestimmten den Alltag. Die Familie versuchte vergeblich, Deutschland zu verlassen.
Leben im Untergrund
Im Jahr 1943 wurde Margots Bruder Ralph von der Gestapo verhaftet und deportiert. Ihre Mutter folgte freiwillig – ein letzter Akt der Familie in Einheit. Margot wurde von ihrer Mutter mit den Worten verabschiedet:
„Versuche, dein Leben zu machen.“
Dieser Satz wurde später zum Titel ihrer Autobiografie.
Margot tauchte in Berlin unter, färbte ihre Haare, trug ein Kreuz und lebte über ein Jahr lang versteckt unter falschem Namen. 1944 wurde sie verraten und nach Theresienstadt deportiert, wo sie das Kriegsende überlebte.
Emigration in die USA und der Neubeginn
Nach der Befreiung 1945 emigrierte Margot Friedländer 1946 mit ihrem Ehemann Adolf Friedländer in die USA. In New York begann ein neues Leben, fernab von der Heimat und von der Vergangenheit geprägt. Jahrzehntelang sprach sie kaum über ihr Schicksal.
Erst nach dem Tod ihres Mannes 1997 begann sie, ihre Geschichte zu erzählen. Der entscheidende Wendepunkt kam 2003, als sie erstmals nach Berlin zurückkehrte und mit Schulklassen und jungen Menschen über ihre Erlebnisse sprach.
Rückkehr nach Deutschland
Im Jahr 2010 kehrte Margot Friedländer dauerhaft nach Berlin zurück. Ihr Ziel war klar: Erinnern, aufklären, mahnen.
Sie besuchte unzählige Schulen, Universitäten, Veranstaltungen und sprach mit jungen Menschen über den Holocaust. Dabei betonte sie stets, dass sie nicht anklagen, sondern Verständnis schaffen wolle.
Ihre Botschaften waren einfach, aber tiefgreifend:
- „Seid Menschen.“
- „Nie wieder.“
- „Vergesst nicht.“
Ehrungen und gesellschaftliche Anerkennung
Für ihr Engagement wurde Margot Friedländer vielfach ausgezeichnet:
- 2008: Veröffentlichung ihrer Autobiografie „Versuche, dein Leben zu machen“
- 2011: Bundesverdienstkreuz
- 2018: Ehrenbürgerin der Stadt Berlin
- 2022: Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin
- 2024: Mevlüde-Genç-Medaille NRW
- 2025: Geplante Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes – am Tag ihres Todes
Ihr Einsatz wurde nicht nur von der Politik, sondern vor allem von der jungen Generation hochgeschätzt. Viele Schulen und Bildungseinrichtungen benannten Räume oder Projekte nach ihr.
Margot Friedländers Tod am 9. Mai 2025
Am 9. Mai 2025 starb Margot Friedländer in Berlin – ausgerechnet an dem Tag, an dem sie das Große Bundesverdienstkreuz erhalten sollte. Deutschland trauerte um eine ihrer bedeutendsten Stimmen gegen das Vergessen. Bundespräsident, Politiker, Schüler und Wegbegleiter äußerten ihre Anteilnahme.
Ihr Tod ist ein großer Verlust – doch ihr Vermächtnis bleibt lebendig.
Ihr Vermächtnis
Margot Friedländer hat ihr Leben der Aufklärung gewidmet. Sie wollte erreichen, dass der Holocaust niemals vergessen wird. Sie sagte oft, dass es nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um die Zukunft gehe. Nur durch Wissen, Empathie und Dialog könne man Hass, Rassismus und Antisemitismus entgegentreten.
Ihre Lebensgeschichte bleibt ein Mahnmal für folgende Generationen.
Fazit
Margot Friedländer war eine der letzten lebenden Stimmen des Holocaust – eine Stimme, die nun verstummt ist, aber weiterhin gehört wird. Ihr Mut, ihre Menschlichkeit und ihr Wille, Brücken zu bauen, machen sie zu einer der wichtigsten Figuren der deutschen Erinnerungskultur.
In einer Zeit, in der rechte Tendenzen wieder zunehmen, bleibt ihre Botschaft aktueller denn je:
„Vergesst nicht – seid Menschen.“